Eveline Cantieni

Back to the Roots    25.4.2025-7.9.2025

Aufbau 14. April 2025 Back to the Roots
«Nischi? 2025 Sollte man sich still auf der Zunge zergehen lassen. Denn das Wort «Nischi?» stammt aus dem Engadiner Romanisch und führt zu den kulturellen Wurzeln der Künstlerin Eveline Cantieni. «Nischi?» kommt dem umgangssprachlichen «gell?» am nächsten und bittet um Bestätigung oder Wiederholung einer Aussage. Die Aspekte Bekräftigung und Wiederholung führen indessen in ein Paradox. Kann und darf Kunst repetitiv sein? Degradiert sie sich nicht dadurch zu Handwerk oder Gebrauchsdesign? Einzigartigkeit ist für ein Kunstwerk unabdingbar – oder? Diesen vermeintlichen Widerspruch hat Cantieni schon immer mindestens so raffiniert ad absurdum geführt wie grosse Namen der Gegenwartskunst. Sie transformiert in ihren künstlerischen Recherchen und Positionen zunächst industriell gefertigte Materialien. Im Fall des Deckchens dient als Ausgangspunkt ein Sonnenschutznetz aus Kunststoff. Verarbeitet hat sie das Netz zu einer Strickschnur, und zwar auf einer Blechbüchse, die sie zu einer grossen Strickliesel «umgerüstet» hat. Die Anspielung auf das Werk- oder Spielzeug vergangener Tage ist so unübersehbar. Angeordnet ist die überdimensionale Kordel in der Art des Frivolité, einer alten Knüpftechnik, mit der filigrane Deckchen für die gute Stube hergestellt wurden.  Die Arbeit führt damit nicht nur zu den textilen und sprachlichen Wurzeln der Künstlerin, sondern verbindet die handwerklichen Techniken der Vergangenheit mit der Gegenwart des Deckchens auf der Wiese. Indem Cantieni in ihrer Arbeit ihre Herkunft auslotet und reflektiert, schöpft sie aus der Wiederholung die Inspiration, um ästhetisch zukunftsweisende Wege zu gehen. Christina Peege Dr. phil. I
Vernissage
Künstler:innen Rundgang mit Eveline Cantieni, Yhomara Munoz Dias, Martin Schwarz. Moderation Helen Lippuner, Kunsthistorikerin